Sport- und Regenerationsmassage

Seit Jahrtausenden spielt die Massage in der Behandlung von Kranken, Verletzten und Behinderten eine wichtige Rolle. Manche Fachleute sehen in ihr die Urform der “Behandlung“ überhaupt. Bekanntlich reibt oder streicht der Mensch intuitiv zur Linderung der Beschwerden über Regionen, die schmerzhaft sind. Auch eine Mutter, deren Kind weint, nimmt es auf den Arm und streichelt es zur Beruhigung.

Wer kennt diesen Vorgang nicht - die instinktive Einwirkung auf die Psyche des Menschen! Die klassische Massage gehörte aber auch schon im Altertum zu den Methoden, die eingesetzt wurden, um die sportlichen Leistungen der Athleten zu verbessern. Neben Hippokrates werden Sportmassageanwendungen der Antike geschildert. Galenus (altgriech. Arzt) unterschied bereits achtzehn verschiedene Arten, darunter harte, weiche, mittlere, vorbereitende und abschließende Massagen. Der Behandler hatte sich schon damals an der Konstitution des Athleten zu orientieren.

Es gibt Bilder aus dem Altertum, wo Massagebehandlungen dargestellt werden. Auch wird in Büchern beschrieben, daß im alten Griechenland zur Pflege des Athleten Bäder, Sonnenbestrahlungen und vor allem die Massage wesentliche Bestandteile waren. Bemerkenswert ist, dass die Massage fast immer mit leichter aktiver und passiver Gymnastik und Atemübungen verbunden war. In der griechischen Antike bildeten diese Behandlungsanteile Gymnastik und Massage noch eine Einheit.

Der Begriff Massage stammt von dem griechischen Wort (massein), welches soviel wie Kneten bedeutet und ist mit dem lateinischen (manus) verwandt. Das eigentliche Instrument, mit der die Massage durchgeführt wird, ist die tastende, fühlende Hand des Therapeuten. Aber nicht nur bei den Griechen, sondern auch bei anderen alten Völkern, den Ägyptern, Persern, Römern, Japanern und Chinesen, war die Massage als Heilmittel bekannt und begehrt.

Im Mittelalter ging diese Wertigkeit und Wichtigkeit durch den körperfeindlichen Einfluss der Kirchen verloren. Erst in der neueren Zeit wurde die Massage “wiederentdeckt“. 1813 beschrieb der schwedische Gymnastiklehrer P. H. Ling die Massage, später erschienen Arbeiten von Metzger, Vogler, Kohlrausch, Teihrich-Leube u.v.a. Die wissenschaftlichen Arbeiten über die klassische Massage sowie die Lehrmeinungen waren keineswegs übereinstimmend.

Zum Teil wurden die Auffassungen widerlegt und anders interpretiert. Aus der klassischen Massage entwickelten sich nach und nach einige sogenannte „Spezialmassagen“. (Stammt nicht aus der klassischen Massage ab, ist aber mit Sicherheit eine Spezialmassage.) Die bekannteste ist die Bindegewebsmassage, die von W. Kohlrausch, E. Dicke und H. Teihrich-Leube entwickelt wurde. Hier liegen die Forschungen der Engländer Head und Mackenzie zugrunde.

1953 wurde durch H. Kraus und P. Vogler die Periostbehandlung oder -massage entwickelt und veröffentlicht. 1936 ging der Däne Dr. Vodder mit seiner manuellen Lymphdrainage an die Öffentlichkeit. Durch die Entwicklung einiger Spezial-Massagemethoden erhielt die klassische Massage zeitweilig zu Unrecht Zweitrangigkeit. Im Grunde aber vereinte sie in sich alle wesentlichen therapeutisch brauchbaren Elemente.

Die klassische Massage - teils überbewertet, teils aber auch ungerechter Weise abgewertet - kam in den letzten Jahrzehnten vor allem durch Bemühungen der Wissenschaft aus dieser Isolierung heraus und hat heute einen bedeutenden Stellenwert in der Prophylaxe, Therapie und Rehabilitation.

Hauptwirkungen der Massage

Die physiologische Wirkung der klassischen Massage besteht vor allem in der Beeinflussung und regulierenden Wirkung des Muskeltonus. Die Herabsetzung des muskulären Hypertonus ist mit und durch Massage gefahrlos möglich. Von verspannter Muskulatur ausgehende Beschwerden und Leistungsminderungen muskulär-bindegewebiger Funktionseinheiten sind erst nach Vorbereitung und Auflockerung durch Massage mit aktiven Lockerungsübungen und Entspannungsmethoden erfolgreich anzugehen.

Die kapillare Drosselung in der Muskulatur hat einen hohen Leistungsabfall und gar Zelldegeneration wegen des reduzierten Stoffwechsels zur Folge. Die tonusregulierende Wirkung der Massage beruht einerseits auf der Förderung der Durchblutung und somit Anstieg des Lokalstoffwechsels, andererseits aber auch auf der Verbesserung der Gleitfähigkeit der Muskulatur. Neben der verstärkten Durchblutung der Muskulatur und der Haut ist eine Einwirkung auf die Unterhautfettgewebe und die Bindegewebe festzustellen.

Die Förderung des schnellen Abtransportes von Stoffwechselrückständen, die Lösung von alten Verklebungen und Verwachsungen, die Fernwirkungen von reflektorischen Massagetechniken sowie die Rückwirkungen auf das Gefässsystem und auf den Gesamtorganismus gehören zu den unbestrittenen wissenschaftlichen Lehrmeinungen der Medizin.

Die Massage ist also in der Lage, den Körper schnell von belastenden Ermüdungsstoffen, von Muskelkater, von Muskelhärten und Verspannungen zu befreien. Sie beugt dadurch nicht nur gegen Sportverletzungen wie Muskelzerrungen und Muskelrissen vor, sondern sie verbessert auch die Durchblutung und hilft beim Transport der Energiestoffe zur Muskulatur.

Dem Herz und Kreislauf erleichtert sie die Arbeit. Es gehört aber zu den fast unausrottbaren, weitverbreiteten Fehlmeinungen im medizinischen Fach- und Laienkreisen, dass die Massage in der Lage sei zu kräftigen. Kräftigung im physiologischen Sinne ist einzig und allein durch gezielte aktive Übung und systematisches Training zu erreichen. Dies gilt sowohl für die Muskulatur als auch für die Herz/Kreislauforgane.

Die Massage vermag aber die Kräftigung durch Übung und Training vorzubereiten und durch Beseitigung von im Muskel und Bindegewebe vorhandenen leistungsmindernden Faktoren zu unterstützen. Darüber hinaus wirkt die Massage - wenn richtig gehandhabt - positiv auf die Psyche des Menschen und der Entspannung, Beruhigung und des allgemeinen Wohlbefindens.

Allgemeine Ziele der Massage

  • Linderung von Schmerzzuständen
  • Stoffwechselanregung, Verbesserung des Abtransportes von Stoffwechselprodukten
  • Verbesserung von Turgor (Spannungszustand) und Trophik (Ernährungszustand des massierten Gewebes
  • Aktivierung von vasoaktiven Substanzen
  • Steigerung oder Verminderung von Muskelfehlspannungen, Beseitigung von Myogelosen
  • Vermehrung der Durchsaftung und Lockerung unelastischen Unterhautbindegewebes
  • Lösen von Narbengewebe
  • venöse Entstauung und Beeinflussung der Lymphströmung
  • psychische Entspannung

Als Hauptziel der klassischen Massage ist die Unterstützung und Förderung des Heilungsprozesses bei einer Krankheitsschädigung oder Behinderung anzusehen. Nach dem heutigen Stand der Forschung ist anzunehmen, daß die Wirkung der Massage nicht nur örtlich-mechanisch begrenzt ist, sondern auch Fernwirkungen beinhaltet, dass also die Massagewirkung immer komplexer Natur ist.