Sportphysiotherapie
Der Sport allgemein nimmt in zunehmendem Masse einen bedeutenden Stellenwert im umfangreichen Gebiet der Sportmedizin ein. Das inzwischen nicht mehr wegzudenkende Fachgebiet der Sportphysiotherapie hat eine Entwicklung genommen, die international bestehen kann
Der Sportphysiotherapeut wird primär zur ersten Hilfeleistung und Nachbehandlung von Sportverletzungen ausgebildet.
Um Sportfolgeschäden zu vermeiden, gilt bei Verletzungen die Regel: Ruhe, Eis, Kompression, (Diagnose durch den Arzt). Die Verletzungen sind so lange zu behandeln, bis sie vollständig ausgeheilt sind.
Die Anwendungen beschreiben die Inhalte der modernen Sportphysiotherapie:
- med. Massagen
- Japanische Stäbchenmassage (JPS)
- Therapeutische Lymphdrainage
- Sportmassage
- PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Faszilitation) zur Verbesserung der Bewegung und der Verbesserung der Stabilisation.
- FBL (funktionelle Bewegungslehre)
- Hydrotherapie
- Thermo- und Kryotherapie
- Elektrotherapie
Spezielle Formen der aktiven Bewegungstherapien wie:
- funktionelle Bewegungslehre (FBL) ode
- propriozidive, neuromuskuläre Faczilitation (PNF)
Die Zielsetzung der klinischen Physiotherapie ist grundsätzlich anders als bei der Sportphysiotherapie. Ziel der normalen Behandlungsmethode ist meistens die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. In der Sportphysiotherapie steht die sportliche Einsatzfähigkeit, die oft verbunden ist mit grosser Belastung im Tranining und Wettkampf, im Vordergrund. Die schnelle Wiederherstellung nach Verletzungsfolgen ist oft von entscheidender Bedeutung, denn der beste Sportler ist wertlos, wenn er erst am Tag nach dem grossen Wettkampf - auf den er sich monatelang vorbereitet hat - wieder einsatzfähig wird.
Sportmedizinische und physiotherapeutische Betreuung
Schneller, höher, stärker - ein Grundsatz, der zwar nicht nur im Sport gilt, aber gerade hier zur echten Gefahr für den Sportler werden kann. Betrachte man doch einen Gewichtheber, der die Hantel zur Hochstrecke bringen soll. Bei der kleinsten Abweichung der Wirbelsäule aus der physiologischen Bewegungsachse können plötzlich bis zu zwei Tonnen Druck auftreten, die die Bandscheiben unweigerlich schädigen müssten, wenn nicht die Muskulatur kompensatorisch eingreifen könnte. Damit verlagern wir zwar die Belastung, aber jetzt ist der Muskel der Leidtragende. Schon allein aus diesem Grund bedarf dieser gequälte Muskel einer besonderen Pflege.
Ein anderes Beispiel kann der Zehnkämpfer sein, der mit immer wieder wechselnden Belastungen fertig werden muss. Jeder, der einmal mit dabei war, weiss, wie hart die Umstellung von 100-m-Hürdenlauf auf den Diskuswurf ist und wie grausam der abschliessende 1’500-m-Lauf wird. Aber der Muskel kann dies aushalten.
Auch der Fussballspieler hat nicht nur mit dem Ball Schwierigkeiten, auch sein Gegner oder ein miserabler Platz können ihm zu schaffen machen. Hier wirkt dann der Muskel als Stossdämpfer, der die auftretende Energie, sei sie durch das Knie des Gegenspielers oder durch das eigene Körpergewicht ausgelöst, verdauen muss.
Der Muskel! Ein gequältes Organ des Sportlers? Manchmal könnte man es meinen. Nun wissen wir, dass ein müder, erschöpfter Muskel nicht mehr voll leistungsfähig ist, vor allem aber ist er verletzungsanfälliger. Hier muss unsere Betreuung einsetzen.
Zwei wesentliche Gesichtspunkte sind hierbei zu beachten:
- Eine möglichst rasche Regeneration des zu behandelnden Muskels zu erreichen.
- Die Verletzung so rasch als möglich zu behandeln und sie so lange behandeln, bis sie endgültig ausgeheilt ist.
Im folgenden möchten wir auf verschiedene passagere Zustände eingehen und Möglichkeiten der Therapie kurz skizzieren.
Muskuläre Überlastung
Im Sport gibt es keine Bewegung eines einzelnen Muskels. Immer tritt eine Kette von Muskelgruppen in Aktion. Je koordinierter diese Bewegung ist, um so harmonischer empfangen wir sie. Kommt es zu einer Störung innerhalb dieser Muskelkette, z.B. durch eine Verletzung, so kommt es zu einer Verlagerung der Belastung. Dies ruft fast zwangsläufig eine Überlastung der vermehrt beanspruchten Muskulatur hervor.
Die Ursache einer Fehlbelastung ist nicht immer an dem Ort, an dem die Schmerzen auftreten, zu suchen. Nach einer Sprunggelenksdistorsion kann es oft Monate später zu Leistungsbeschwerden auf der gegenüberliegenden Seite kommen. Meist ist der Muskel zu schwach und kann die Mehrbelastung nicht kompensieren. Entscheidend ist hier das muskuläre Aufbautraining. Dafür aber benötigt man Zeit. Ist der Muskel bereits überlastet worden, so reagiert er mit einer deutlichen Zunahme des Muskeltonus, man spricht hierbei auch von einem Hartspann. Ein derartig veränderter Muskel ist nicht leistungsfähig und somit verletzungsanfälliger.
Zur raschen Wiederherstellung nach maximalen sportlichen Belastungen gehört eine sogenannte Entmüdungsmassage, die sich auf die Grifftechnik der klassischen europäischen Massage zurückführen lässt. Allerdings ist die Bewegung der massierenden Hände sehr viel schneller, und tiefgreifende Griffe werden in rascher Folge von Schüttelungen, Knetungen, Friktionen und Streichungen abgelöst. Hierzu bedarf es eines Gleitmittels, welches die Funktion der Haut erfüllt und das Ziel der Massage unterstützt.
Muskelzerrung
Eine ebenfalls sehr unangenehme Verletzung ist die Zerrung. Morphologisch sieht man hier eine Zerreissung von kontraktilen Elementen, wobei meist das Sacrolem, also die äussere Hülle der Muskelfaser erhalten bleibt. Gleichzeitig findet sich hierbei auch eine Überstreckung bindegewebiger Anteile des Muskels. Das rein klinische Bild ist jedoch für die Diagnose entscheidend. Es findet sich ein harter, verspannter Muskelstrang, der druckschmerzhaft ist.
Der Sportler wird auf die Frage, wie denn das passiert ist, etwa folgendes antworten: "Ich habe schon die ganze Zeit gespürt, dass etwas in meinem Oberschenkel nicht stimmt. In den letzten 5 Minuten ist es aber so schlimm geworden, dass ich nicht mehr laufen konnte vor Schmerzen." Eine Zerrung tritt also langsam auf, kann sich aber dann hartnäckig halten, denn in ihrem Gefolge kann es zum muskulären Hartspann ganzer Muskelgruppen kommen und als Rückstand können Myogelosen bleiben. Bei derartigen Verletzungen sollte man immer nach der Ursache fragen. In erster Linie ist es eine zu schwache Muskulatur, die rasch ermüdet und dazu überdehnt wurde.
Muskelfaserriss, Muskelriss
Hierbei reissen immer eine Anzahl von Muskelfasern. Die anatomische Unterscheidung zum Muskelriss ist schwierig. Besser hat sich auch hier die Diagnosestellung aus der Anamnese bewährt. Beim Faserriss gibt der Sportler an, er habe plötzlich einen Stich im Muskel verspürt und konnte nicht mehr weiterlaufen. Als Tastbefund findet man in den ersten Sekunden eine Delle im Muskel, die aber sehr rasch verschwindet und sich dann als Schwellung präsentiert. Ein Hämatom tritt mit Sicherheit auf, seine Lokalisation hat aber meist mit dem Ort des Faserrisses nichts zu tun, da das Blut in tiefere Partien abläuft. Der Muskelriss - man sagt auch Muskeleinriss - ist ein sehr heftiges traumatisches Ereignis. Der Sportler gibt an, er habe einen Schlag im Muskel gespürt und ist daraufhin gestürzt, ohne eine grosse Abwehrbewegung ausführen zu können. Dieser Sturz resultiert aus der sogenannten motorischen Blockade des Muskels. Tritt an einer Stelle des Bewegungsapparates ein heftiger Schmerz auf, so wird über einen Schutzreflex die gesamte an der Bewegung beteiligte Muskelgruppe abgeschaltet, sozusagen gelähmt. Dieser Schutzmechanismus verhindert z.B. ein komplettes Durchreissen eines Muskels. Erfahrene Betreuer können also schon an der Art, wie ein Sportler stürzt, erkennen, ob es sich hierbei um eine ernste Angelegenheit handelt, oder nicht. Stürzt der Spieler noch mit einer Abfangbewegung, kann er sich noch abrollen, so ist in der Regel nicht viel geschehen. Bleibt der Spieler nach drei Purzelbäumen und zwei Rollen seitwärts mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, so spielt er erst einmal den toten Mann und schaut, ob der Schiedsrichter ihm glaubt.
Muskelprellung, Muskelquetschung
Eine ausgesprochen schmerzhafte Angelegenheit ist die Muskelprellung, im Volksmund als "Tomate" besser bekannt. Der Schmerzrezeptor, der diesen Schmerz weiterleitet, reagiert auf Druckänderungen. Übt man Druck auf den Rezeptor aus, so kommt es zur Verschiebung der Ionenkonzentrationen in einzelnen Partien, ein Schmerzimpuls wird weitergeleitet. Entscheidend für die Schmerzintensität ist die Höhe des Drucks. Nach ein bis zwei Minuten hat sich das Ionengleichgewicht wieder eingependelt, der Schmerz ist vorbei. Im Sport sind das die Fälle, bei denen der Reporter anzügliche Bemerkungen über die schauspielerischen Qualitäten des Spielers macht. Das sind meistens die Reporter und Journalisten, die zwar über den Sport schreiben und reden, aber selber nie harten Sport getrieben haben.
Als erste Massnahme bei diesen Muskelverletzungen steht die Kühlung absolut vorrangig an der Spitze. Es stehen uns verschiedene Möglichkeiten der Kryotherapie zur Verfügung. Den schnellsten Einsatz garantiert der Kühlspray. Ohne ihn sollte man nicht ins Training oder in den Wettkampf gehen. Bei der Anwendung des Kühlsprays muss man immer die Abbruchkriterien im Auge haben. Da ist zum einen der Kälteschmerz, der je nach Temperatur nach einigen Sekunden, aber auch erst nach Minuten einsetzen kann. Beim Kühlspray kommt dieser Kälteschmerz in der Regel nach 15 bis 20 Sekunden. Man wird dann die Kältebehandlung kurz unterbrechen und nach einigen Sekunden den nächsten Sprühstoss ausführen. Nach vier bis fünf Sprühstössen ist normalerweise die therapeutische Wirkung erreicht.
Am Ort der Verletzung kommt es aufgrund des Temperaturrückgangs zuerst zur Konstriktion der Blutgefässe der Haut und einer Dilatation der Blutgefässe des Muskels. Erst nach 30 Sekunden kommt es zum Umkehreffekt und die Muskeldurchblutung wird gebremst. Es ist daher wichtig, vor allem bei der Anwendung des Kühlsprays, zwar mit notwendigen Unterbrechungen, lange genug zu kühlen.
Ein anderer sehr nützlicher Effekt der Kälte ist die Tatsache, dass bei einer Temperatur von +10 Grad Celsius der Nerv keine Empfindung weiterleitet. Es kommt also zur lokalen Analgesie. In den tieferen Muskelschichten kommt es bei weitem nicht zu einem derartig hohen Temparatursturz. Hier wurden etwa noch 30 bis 32 Grad Celsius gemessen. Dies reicht aber nicht aus, um die Stoffwechselaktivität des verletzten Muskelgebietes drastisch zu reduzieren. Beim Zerreissen von Zellen tritt deren Inhalt in den Interzellularraum aus und entfaltet hier seine unheilvolle Wirkung. Hier möchte ich nur an die Bradikinine, Histamin und Prostaglan, die sogenannten Schmerzsubstanzen, erinnern. Histamin erkennt man als Verursacher von Schwellungen beim Insektenstich. Aber auch die isosomale Aktivität des Zellinhaltes führt zu einer Aufweichung der Umgebung und ist somit Wegbereiter für die Schwellung. Es ist die Schwellung, die den Schmerz auslöst, die wir aber vermeiden wollen. Anschliessend an die Kälteeinwirkung kommt es zu einer reaktiven Hyperämie in dem gekühlten Gebiet. Damit würde aber der alte Zustand wieder hergestellt, eine Schwellung tritt auf. Um diese Schwellung zu vermeiden, muss unbedingt anschlies-send komprimiert werden. Hierzu verwendet man sogenannte Kompressionsban-dagen, die auf der Haut und in sich selbst kleben. Normale Bandagen sind hierfür ungeeignet. Wenn erst einmal komprimiert wurde, ist die reaktive Mehrdurchblutung sogar wünschenswert, da sie dafür sorgen kann, dass eventuell vorhandene Ver-letzungsrückstände rascher abtransportiert werden und auf diese Weise eine Entsäuerung des Verletzungsgebietes eintritt.
Bei einer Muskelprellung kommt es sehr häufig vor, dass man nach der Kühlung keine Zeit mehr vom Spieler oder Trainer bekommt, um die Kompression anzulegen. Hier ist es aber unbedingt erforderlich, dass die Bandage vor dem Duschen angelegt wird, um zu vermeiden, dass es durch das warme Wasser zu einer starken Erwärmung und somit zu einer Schwellung kommt.
In der Nachbehandlungsphase stehen uns mehrere Möglichkeiten offen
- Salben-Verbände, die alle acht Stunden gewechselt werden
- Alkoholumschläge
- Wassertherapie im Bewegungsbad
- isometrische Muskelspannungen nach Anlegen einer angefeuchteten Bandage
- Elektro-Therapie, in den ersten acht Stunden hat sich die Behandlung mit Gleichstrom bewährt, wobei die Anode auf den Schmerzpunkt kommt. Nach acht Stunden legt man die Kathode auf die verletzte Stelle. Mit hyperämisierenden Massnahmen behandeln wir in der Regel nicht vor dem dritten bis fünften Tag nach der Verletzung. Es gilt als absoluter Kunstfehler, bei frischen Traumen reizende, hyperämisierende und gerinnungshemmende Präparate einzusetzen, da dies zu einer Verschlechterung der Situation und deren Heilungschancen führt.
Als physikalische Entspannungsbehandlung eignet sich besonders die therapeutische Lymphdrainage, die jeder Sportphysiotherapeut beherrschen sollte.
- Allgemeines Aufwärmen soll die funktionelle Möglichkeit des gesamten Organismus und grösserer Muskelgruppen erhöhen (Einlaufen)
- Spezielles Aufwärmen soll disziplinspezifische Muskeln erwärmen verbessert die Leistungsfähigkeit
Ältere Menschen müssen sich langsamer und länger aufwärmen. Bei schlecht trainierten Menschen führt starkes Aufwärmen zur Ermüdung. Das Aufwärmen sollte der Sportart angepasst sein. Vor Wettkämpfen sollte keine Aenderung des Aufwärmeprogramms erfolgen!
- Mental: die Übungen werden gedacht
- bedarf bewegungsanalytischer Schulung
- mit aktivem Aufwärmen in technischen Disziplinen sehr wirksam
Es sollen verschiedene Funktionskreise aufeinander abgestimmt werden
Herz-Kreislaufsystem
- Blutdruckanstiegerhöhte Blutmenge
- Atmungssystem
- Atemfrequenz bzw. Atemtiefe nimmt zu (schnelleres aerobes Arbeiten)
Muskulatur
- vermehrte Durchblutungerhöhte Temperatur (erhöhte Leistungsgeschwindigkeit des Nervensystems)
- Viskosität nimmt ab (Zähflüssigkeit)
Psyche
- Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistung
- Verbesserung der optischen Wahrnehmung
- Erhöhung des Wachzustandes
Entmüdung - Regeneration
- Regeneration: Massnahmen zur Wiederherstellung nach sportlichen Belastungen
Aktiv
- Auslaufen
- Stretching (verhütet Sportverletzungen)
Passiv
- Therapeutische Lymphdrainage
- Lockerungsmassagen
Es sollte immer die physische Entwicklung beobachtet werden, weil Phasen der Stagnation bzw. Rückschritte auf mangelnde Erholung hinweisen können.
Hinweis bei Durst
- genügend kleine Portionen trinken
- kein Herunterstürzen von Getränken
- keine Limonaden oder alkoholische Getränke
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